LEBENSQUALITÄT - PecherArchitektur+Design

PECHER
ARCHITEKTUR+DESIGN
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VORTRÄGE
LEBENSQUALITÄT
1.  Begrüßung und Vorstellung
2.  Lebensqualität
3.  Ursprünge von Qualitäten
4.  Eigene Erfahrungen
a)  Beispiel 1
b)  Beispiel 2
5.  Resymeé

Einen schönen guten Abend

1.  Begrüßung und Vorstellung

Ich möchte mich für die Einladung zu ihrem heutigen Tag der offenen Tür recht herzlich bei Herrn Direktor Däuber und dem Förderverein der Schnitzschule Berchtesgaden bedanken.
Bevor ich mit meinem kleinen Vortrag beginne, möchte ich die Gelegenheit nutzen und mich ihnen kurz vorstellen.

Ich heiße Klaus Pecher.
Vor doch schon vielen Jahren wurde ich hier an der Schnitzschule in Berchtesgaden zum Schreiner ausgebildet. Im Anschluss studierte ich an der Akademie der Bildenden Künste in München im Fachbereich Innenarchitektur. Kurz nach Abschluss des Studiums gründete ich zusammen mit einem Partner ein Planungsbüro für Raumgestaltung.

Unsere damaligen wichtigsten Arbeiten waren unter anderem die Gestaltung aller Läden am Flughafen München Riem, die Gestaltung der Restaurants und der Konferenzräume am Flughafen Nürnberg, das Stadthallenrestaurant in Rosenheim, sowie etliche Cafehäuser, Laden- und Wohnungseinrichtungen, hauptsächlich in München.

Fünf Jahre nach meinem Innenarchitekturstudium begann ich ein zweites Studium im Studiengang Architektur, das ich mit einem weiteren Diplom, ebenfalls mit Auszeichnung, abschloss.
Seit dem bin ich Leiter und Inhaber der Pecher-Planungsgruppe für Architektur, Innenarchitektur und Design.
Unsere Hauptaufgabenbereiche liegen momentan einerseits in der Entwicklung von Geschäfts- Verwaltungs- und Wohngebäuden, andererseits in der Gestaltung von Einzel- und Serienmöbel.
Wir konzentrieren uns aus ökologischer Sicht darauf "gesunde", wenn möglich "ortsübliche" Materialien bei unseren Projekten zu verwenden. Dabei achten wir besonders auf die Einbindung in die historisch gewachsene Umgebung und zeigen dabei moderne, neue Ansätze zum Umgang in einer Kulturlandschaft.
Und wenn ich von Kulturlandschaft spreche, so hat dies bereits mit "Lebensqualität" zu tun - und damit bin ich schon mitten in dem, von dem ich ihnen heute erzählen möchte.

Das Thema lautet: "Lebensqualität aus der Sicht eines Architekten, Innenarchitekten, Designers und ehemaligen Schüler der Fachschule für Holzschnitzerei in Berchtesgaden"

2.  Lebensqualität

Nachdem ich erfuhr, dass ich hier einen kleinen Vortrag halten könnte, überlegte ich mir mehrere Themenbereiche. Diese waren zum Beispiel "die Wechselwirkungen von Licht und Farbe", "Wege und Richtungen im Raum", oder "über den Einfluss von Kirche und Politik auf die Gestaltung". Zu diesen und noch weiteren Themen hätte ich bereits einige Vorarbeiten in der Tasche gehabt.
Ich entschied mich aber für das Thema "Lebensqualität", da hier unser gesamtes Tun und unser gemeinsames Zusammenleben umschrieben wird.
Ein anderer Grund liegt darin, dass mich die Beschäftigung mit diesem Thema gedanklich zurückführt, zu meinen eigenen gestalterischen Ursprüngen, hier an dieser Schule.

Um zu meinem Thema zu kommen, möchte ich zunächst einen kleinen Umweg beschreiten. "Lebensqualität" - was verbinden wir mit diesem Begriff?

Bei der freien Enzyklopädie Wikipedia lesen wir, dass "Lebensqualität" üblicher Weise jene Faktoren bezeichnet, die die Lebensbedingungen in einer Gesellschaft oder für den Einzelnen ausmachen.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dort mit "Qualität des Lebens" vorwiegend der Grad des Wohlbefindens von Menschen beschrieben. Einige Faktoren wie materieller Wohlstand, Bildung, Berufschancen, sozialer Status und Gesundheit werden besonders hevorgehoben. Lebensqualität, so steht zusätzlich dort, ist ein grundlegendes Thema der Philosophie, der Religion, der Wirtschaft und der Politik.

Der Begriff "Quality of Life" wurde erstmals in den 1920er Jahren von Arthur Cecil Pigou, einem Wohlfahrts-, Konjunktur- und Geldtheoretiker, verwendet.
Der US-Präsident John F. Kennedy benutzte den Begriff Jahrzehnte später in einer Grundsatzrede zur amerikanischen Nation.
Populär wurde der Begriff bei uns erst in der 1970er Jahren, als der damalige Bundeskanzler Willi Brandt ihn erstmals in einer Regierungserklärung öffentlich benutzte.

All diese Hinweise führen uns auf eine Spur, die aber nicht mehr umfassend den Begriff "Lebensqualität" beschreibt, wie wir ihn heute sehen.

Heutzutage gehen einige Wissenschaftler davon aus, dass die Einschätzung der eigenen Lebensqualität nach sehr persönlichen und subjektiven Kriterien geschieht.
Und ab hier beginnt es für uns Schaffende und Planende interessant zu werden. Ab hier wird die Arbeit des Handwerkers subjektiv bewertet; ab hier wird jeder Schrank und jeder Tisch zur individuellen Gestalt; ab hier bekommen handwerklich-künstlerische Objekte einen individuellen, persönlichen Wert.

3.  Ursprünge von Qualitäten

Wenn z. B. ein Schnitzschüler versucht eine vorgegebene Form nachzubilden und es gelingt ihm einigermaßen gut, so wird er mit Recht stolz auf seine Leistung sein und er wird vielleicht versuchen, eine neue weitere Arbeit noch besser auszuführen.
Das gleiche passiert einem Planer, wenn es ihm gelingt etwas zu gestalten, was seinen eigenen Wertvorstellungen entspricht.

Diese Wertvorstellungen müssen jedoch erst von jedem gefunden, entwickelt und erarbeitet werden.
Dabei spielen persönliche Erlebnisse aus frühester Kindheit die gleiche Rolle, wie die von späteren Vorbildern.
Der Ursprung aller Wertvorstellungen liegt schon sehr früh, im jeweiligen Elternhaus. Hier werden die ersten Kontakte zur Familie geknüpft, man lernt sich auszudrücken, sich zu behaupten, man lernt etwas mit anderen zu teilen und man lernt wichtige Ereignisse mitzuempfinden, und vieles mehr, und man lernt zudem spielerisch mit Dingen umzugehen.
So ist es, dass die Größe des Spielzeugs der Größe der Hand entspricht, dass unterschiedliche Materialien ertastet und erkannt werden und dass diese dann nach eigenem Urteil und Verständnis geordnet und kombiniert werden. Dabei wird schon sehr früh der Grundstein für die persönliche Kreativität gelegt.
Man weiß heute, dass die Kindheitsjahre entscheidend für die persönliche Entwicklung eines jungen Menschen sind und dass sie immense Auswirkungen für das gesamte künftige Leben haben. Und wenn man sich später dann noch für einen kreativen Beruf entscheidet, so haben diese Kindheitsjahre am Ende auch Konsequenzen für die eigene Haltung gegenüber sich selbst und seiner Arbeitsqualität, aber auch gegenüber künftiger Auftraggeber.

Ein Grundmaß für jeden, ob für einen guten Handwerker, Künstler oder einen guten Architekten, sollte die Ehrlichkeit zu sich selbst und zu anderen sein. Damit ist nicht nur gemeint, dass man eine gute Arbeit zu verrichten hat und dass man seine erbrachte Leistung korrekt abrechnen muss, sondern auch, dass man für seinem Auftraggeber das Beste gibt, was man nur im Stande ist.

Man muss ihm, dem Auftraggeber, zum Beispiel darauf hinweisen, dass jedes Material, ob nun Holz, Stein, Ziegel, Glas, Stahl oder Beton, seiner Art entsprechend verwendet und eingesetzt werden sollte, aber auch zum Beispiel, dass ein fertiges Möbelstück eine sehr lange Vorgeschichte in sich birgt. Der Auftraggeber sollte wissen, dass das Möbel, das er sich wünscht, etwas Besonderes, Einmaliges und Wertvolles ist.
Vielleicht versteht er die Komplexität unserer Arbeit dann besser, wenn wir ihm nachempfinden lassen, welche Überlegungen wir bei der Planung und bei der Herstellung eines Möbels anstellen, welche Holzart, welche Details und Verbindungen wir empfehlen und welche Oberflächenbehandlung angemessen wäre.

Dann sollte er zusätzlich etwas über das Holz selbst erfahren. Auch wenn es eigentlich jeder weiß, sollte man sich die Mühe machen, ihm etwas vom Wachstum eines Baumes zu erzählen, dann von den Waldarbeitern, von den Arbeiten im Sägewerk, von der Lagerung beim Holzhändler und schließlich vom Schreiner, der das Holz auswählt und bearbeitet.

So wird jedem Auftraggeber klar, dass dieses Möbelstück etwas Einmaliges ist, dass es auf der ganzen Welt kein zweites Mal mehr gibt und dass es einen Wert in sich trägt, indem es nicht nur seinen Zweck erfüllt, sondern vielleicht auch zu einer mentalen Bereicherung seines Besitzers beitragen kann.
Der Auftraggeber wird dann verstehen, dass wir eigentlich mit unserer Arbeit ihn selber achten wollen und wiederum wird er möglicherweise unsere Arbeit höher einzuschätzen wissen.
Wir werden als Partner anerkannt und verstanden und er wird vielleicht noch mehr Wert auf unseren Rat legen.

4. Eigene Erfahrungen

Das Gleiche passiert uns Planer, wenn wir für jemandem ein Gebäude oder eine Inneneinrichtung entwerfen.
Wenn wir etwas von uns selbst in unsere Arbeit mit einbringen können, so ist es nicht nur das, was wir selbst erlebten und unsere handwerklichen oder gestalterischen Fähigkeiten die wir erworben haben, sondern es sind auch jene Werte und Wertvorstellungen, die wir von unseren Vorbildern lernen, aufnehmen und die wir als wichtig erachten.

Doch was können uns Vorbilder sagen?
Und wie erkennen wir das, was sie uns vermitteln wollen?

Ich möchte dies an zwei Beispielen von mir selbst versuchen zu erklären.

a) Beispiel 1

Das erste Beispiel führt mich zurück in jene Zeit, als ich hier an der Schnitzschule selbst noch Schüler war.
Damals hatten wir einen Schulleiter, Herr Direktor Max Karbacher, bei dem wir wöchentlich Unterricht im Freihandzeichnen erhielten. Während der Korrekturen trug er uns des öfteren ein kleines Gedicht vor, das ich ihnen kurz aufsagen möchte.
Das Gedicht war von Christian Morgenstern und hieß -

"Der Lattenzaun"

"Es war einmal ein Lattenzaun
mit Zwischenraum, hindurch zu schaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines abends plötzlich da-
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Ein Anblick, grässlich und gemein,
drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri-od Ameriko."

Dieses kleine Gedichtchen blieb mir lange in Erinnerung und gab mir während meiner Studienzeit an der Akademie der Bildenden Künste plötzlich einen neuen gedanklichen Gestaltungsansatz, den ich früher gar nicht so sehr beachtete.
Es war der Zwischenraum, der mich immer stärker beschäftigen sollte.

Nachdem ich bis dorthin mehr oder minder schöne Entwürfe gezeichnet hatte, deren Hauptbestandteile das Mobiliar, Wand-, Boden- und Deckengestaltungen waren, begann ich jetzt den Zwischenraum zu studieren, den eigentlichen Bereich, in dem sich Menschen aufhalten.

Enge und Weite, Distanzen und Richtungen, Beziehungen und Abschirmungen, räumliche Wirkungen und gegenseitige Abhängigkeiten von Licht, Farbe, Material und deren räumliche Bezüge zu den Benutzern, den Menschen, wurden plötzlich wichtiger. Und ich verstand sofort, dass die größere Beachtung des Zwischenraumes bei einer räumlichen Gestaltung, für alle wichtig sein könnte, sowohl für mein Entwerfen, als auch für meine Auftraggeber.

Dieses Wissen konnte ich gleich nach Beendigung meines Studiums anwenden.

Es waren vor allen gastronomische Einrichtungen, die ich damals zu entwerfen hatte und wo ich meine erworbenen zusätzlichen Erkenntnisse über die Zwischenräume anwenden konnte.
Wie es der Wunsch eines jeden Planers ist, wurden die von uns gestalteten Räume von der Bevölkerung wie selbstverständlich angenommen. Die Räume strahlten Souveränität und gleichzeitig aber auch Gelassenheit aus, was sich auch auf das Verhalten der Besucher übertrug.
Es herrschte stets eine Stimmung, bei der sich die Gäste willkommen und geborgen fühlten, aber es war auch jene ähnlich prickelnde Stimmung zu spüren, die man empfindet, wenn man kurz vor einem wichtigen Ereignis steht, oder wie bei einem Theaterbesuch, kurz bevor der erste Vorhang aufgeht. In den von uns gestalteten Räumen fühlten sich viele Gäste wohl.
Und schlussendlich waren auch die Betreiber zufrieden. Es stellte sich bereits nach einigen Monaten heraus, dass sich der Umsatz nach einer Umgestaltung verdoppelte, verdrei- oder vervierfachte.

Auch die neu gestalteten Läden, wie die am Flughafen München-Riem, für die wir ebenfalls Verantwortung trugen, wurden für die Betreiber, die Flughafen Handelsgesellschaft, zum wirtschaftlichen Erfolg. So stieg beispielsweise der Umsatz des Zeitschriftenladens im Bereich Inland-Abflug, einer der umsatzstärksten Läden in Deutschland, von ursprünglich 5 Millionen, nach Umbau und geringer Vergrößerung auf jährlich über 12 Millionen.

Heute führe ich diese geschäftlichen Erfolge der Betreibergesellschaft darauf zurück, dass eine Atmosphäre geschaffen wurde, in der sich die Benutzer leicht orientieren konnten und in der es dem geschulten fachkundigen Personal nun möglich war, eine von uns entwickelte Raum- und Verkaufsphilosophie den Reisenden und Besuchern zu vermitteln.

Andere Läden, Kaffeehäuser, Gaststätten, Bars u.s.w. wurden von der Bevölkerung und den Gästen so angenommen und akzeptiert, dass die geplanten Einrichtungsgegenstände selbst in den "Hintergrund" traten. Von den Menschen wurden die angebotenen Räumlichkeiten als Bereicherung ihrer eigenen Umgebung wahrgenommen und ich meine, dass die gewollte, meist schlichte, zurückhaltende räumliche Gestaltung, das zwischenmenschliche Verhalten gefördert hat.

Im Nachhinein würde ich auch behaupten, dass dieses kleine Gedicht von Christian Morgenstern, vorgetragen von meinem früheren Schuldirektor hier an der Fachschule für Holzschnitzerei, etwas dazu beitrug, die Lebensqualität im Umfeld unserer Planungsobjekte zu steigern.

b) Beispiel 2

Ein zweites Beispiel für die Bedeutung von Qualitäten in der Gestaltung war für mich ein kleiner Begriff, der aus einem Aufsatz von Louis H. Sullivan stammt und der in der Umgangssprache fast immer falsch und verkürzt wiedergegeben wird. Er lautet "form follows function", - die Form folgt der Funktion.

Diese drei Worte von Louis H. Sullivan hat wohl jeder von uns schon gehört, vor allem in dieser grässlichen und unzulässigen vestümmelten Form. Dieses Halbzitat bildete in der Nachkriegszeit das Schlagwort für "Banalfunktionalismus" und den "Zweckbau" skrupelloser Bauträger.
Es wurde schlicht und einfach behauptet, dass alles, was funktioniere bereits schön sei.

Abgesehen davon, dass jedes Gebäude, sei es nun ein Hotel, eine Fabrik oder ein Wohnhaus, dass jede räumliche Gestaltung, sei es nun ein Straßenzug, eine Parkanlage oder eine Inneneinrichtung und dass jedes gestaltete Objekt, sei es eine Skulptur, ein Bild oder ein Möbelstück, einer vielleicht auch mentalen Zweckbestimmung gerecht werden muss, wurden die drei, aus seinem Sinn herausgerissenen Worte, "form follows function", zum Alibi von gedanken- und gefühlslosen Plänezeichner, ohne Rücksicht auf jegliche Lebensqualität.

Sullivan selbst meinte aber genau das Gegenteil.
Er schrieb:

..."Alle Dinge in der Natur haben eine Gestalt, eine Form. eine äußere Erscheinung, die uns sagt, was sie sind und was sie unterscheidet von uns und voneinander. Unablässig nimmt das Wesen der Dinge in der Materie Gestalt an und wir nennen diesen unsagbaren Prozess Geburt und Wachstum. Ob es der gravitätische Adler in seinem Flug, oder die geöffnete Apfelblüte, das sich abplagende Arbeitspferd, der anmutige Schwan, die sich abzweigende Eiche, der sich schlängelnde Strom an seiner Quelle, die treibenden Wolken, die überall scheinende Sonne ist, die Form folgt immer der Funktion, und das ist Gesetz."...

und weiter meinte er:

..."Es ist das Gesetz aller organischen und nichtorganischen, aller physischen und metaphysischen, aller menschlichen und übermenschlichen Dinge, aller Manifestationen des Kopfes, des Herzens und der Seele, dass das Leben in seinem Ausdruck erkennbar ist, dass die Form der Funktion folgt."...

und in einem kleinen Nebensatz meinte er noch:

..."So wie du bist, so sind auch deine Gebäude. ändert sich die Funktion, oder änderst du dich selbst, so ändert sich auch die Form."...

Was Sullivan damit meinte, ist also gerade das Gegenteil von dem was allgemein unter "form follows function" verstanden wird. In seinem Aufsatz meinte er vielmehr, dass jeder Gestalter, jeder Handwerker und jeder Kunstschaffende, seine Arbeiten in einem größeren komplexen Kontext zu sehen und auszuführen hat.

Dabei bringt er deutlich zum Ausdruck, dass bei einer Formgebung einerseits die Rahmenbedingungen genauestens zu analysieren sind und dass wir die Fähigkeiten besitzen und weiter schulen müssen, die für die Herstellung eines Objektes notwendig sind.
Andererseits müssen wir all das, was wir selbst an Lebensqualitäten besitzen, all das Gute, was wir von unserer Kindheit mitbekommen haben und all das, was wir von unseren Vorbildern aufnehmen können, in unsere Arbeiten einfließen lassen.
Und wenn wir uns intensiv mit der Lösung einer gestellten Aufgabe beschäftigen, so werden sich immer wieder neue gedankliche Verbindungen ergeben, die schlussendlich auch immer zu einer neuen Form führen werden.

Wir selbst, in unserem Büro, halten es so, wie es der bekannte englische Architekt Sir Norman Foster in einem Interview beschrieb.
Er sagte: "Wenn man eine Arbeit, auch unter größten Mühen beendet hat und hat dann das Gefühl, man hätte es noch besser machen können, so muss man alles Bisherige zur Seite schieben und von neuem beginnen. Man muss ständig an sich selbst weiterarbeiten, auch wenn man am Ende erkennen muss, dass es keine ideale Lösung gibt, aber man muss an ihr arbeiten."

Natürlich gibt es noch viele weitere Vorbilder, die sich mit Qualitäten bzw. mit der Lebensqualität auseinandersetzte, wie z. B. Hugo Häring, der davon sprach, dass sich die Gestalt aus dem Wesen der Aufgabe ergeben muss, oder Christian Hütz, einer meiner Entwurfsprofessoren, der ständig von der Sinnlichkeit der Materialien sprach, oder Ludwig Mies van der Rohe, der letzte Leiter des Bauhauses in Dessau und Berlin, der davon sprach, dass die persönliche Lebensqualität ausschlaggebend ist für die Qualität eines Gestaltungsprozesses, oder wie er es nochmals formulierte, das Gestaltung ein Schöpfungsprozess ist, in dem alle Einflüsse und Vorgaben, auch die kleinsten, von eminenter Bedeutung sind und diese dann auch in unserem Werk zum Ausdruck kommen.

5.  Resymeé

Aus diesen wenigen Beispielen kann man vielleicht auch ableiten, dass wir alle, ob wir nun Gestalter, Handwerker oder Künstler sind, aber auch alle anderen und nicht zuletzt unsere Auftraggeber, für den Bestand und die Verbesserung unserer Lebensqualität Verantwortung tragen.

Es ist nicht egal, das wir etwas herstellen oder bauen, nur weil es technisch möglich ist, oder weil es gerade in Mode ist, sondern wir müssen uns alle ständig selber prüfen, ob das, was wir tun, unserem Herzen und unserer Seele entspricht.

Zu den Schülern der Fachschule für Holzschnitzerei möchte ich zum Abschluss meines Vortrags noch sagen: Scheut keine Mühen, lernt so viel es irgend geht, verbessert eure handwerklichen Fähigkeiten, versucht all das, was man auch zwischen den Zeilen lesen kann zu erkennen und zu verarbeiten und nehmt alles positiv an, was euch das Leben noch bringt. Es lohnt sich. Es lohnt sich für eure künftigen Auftraggeber und es lohnt sich für euer eigenes Leben. Es lohnt sich für eure eigene Lebensqualität und auch, um mit Respekt, ein wenig glücklich zu werden.

Ich bedanke mich für ihr Interesse und ich wünsche uns allen noch einen schönen Abend.

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